St. Gangolf
Die spätbarocke, katholische Pfarrkirche St. Gangolf in Amorbach stammt in ihrer heutigen Gestalt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und wurde seitdem baulich kaum verändert. Sie enthält Kunstwerke aus verschiedenen Jahrhunderten und ist bekannt für ihre Deckenmalereien und ihre Orgel.
Beschreibung
Zur Baugeschichte:
Amorbach verfügte bereits seit dem späten 12. Jahrhundert über eine gotische Pfarrkirche. Dies geht aus einer alten Ansicht Amorbachs von Matthäus Merian aus dem Jahr 1646 hervor. Seit Beginn des 17. Jahrhunderts enthielt diese „alte Kirche“ auch schon eine Orgel, was durch Rechnungen und Mitteilungen darüber belegt werden konnte. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde, wohl auch aus Platzgründen, ein vollständiger Neubau notwendig und wurde durch den damaligen Erzbischof von Mainz Johann Friedrich Karl von Ostein genehmigt. Der ausgeführte Plan zum Neubau stammte von Alexander Jakob Schmidt aus dem Jahr 1751. Mit dem Bau begonnen wurde noch im gleichen Jahr. Die Kirche wurde bereits zwei Jahre später, am 4. November 1753, durch den Erzbischof selbst geweiht. Ihr Patrozinium hat sie vom hl. Gangolf.
Erscheinungsbild:
Die dreischiffige Hallenkirche hat im Innern, vom Portal bis zur Apsis eine Gesamtlänge von 27,26 m und eine Gesamtbreite von 18,01 m. Der Chor hat eine Breite von 9,30 m, ist eingezogen und schließt mit einer halbrunden Apsis. Die Außenwände der Kirche bestehen aus Buntsandstein in die Rundbogenfenster eingelassen sind. Der Chor wird von zwei dreigeschossigen Türmen flankiert. Der nördliche Turm enthält die Kirchenglocken, im südlichen befindet sich im Untergeschoss eine Sakristei. Das Hauptportal an der Westfassade folgt in der Gestaltung der Gesamtstruktur, dreiachsig und zweigeschossig. Sowohl das Satteldach als auch die Türme sind schiefergedeckt. Im Gegensatz zur eher schlichten Außenstruktur ist das oberste Geschoss der Türme weit aufwendiger gestaltet und beeindruckt durch kannelierte und auslaufende Voluten an den Ecken.
Die Kirche enthält zwei Kanzeln. Der Grund hierfür ist ausschließlich die beabsichtigte Wirkung vollständiger Symmetrie im Kirchengebäude. Die nördliche Kanzel ist eine Scheinkanzel, sie kann nicht benutzt werden, lediglich die südliche dient ihrem Zweck. Beide Kanzeln stammen aus der Zeit um 1753/54.
Die Orgel
Die Orgel ist im Kern eine Arbeit des bekannten Würzburger Orgelbaumeisters Johann Hoffmann aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts. Die Entstehungszeit der ältesten Gehäuseteile und Pfeifen kann durch eine Inschrift mit der Jahreszahl 1717 genau datiert werden. Die alte Orgel von St. Gangolf bestand zu Teilen noch aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und war um 1800 völlig unbrauchbar geworden, weshalb man sich um 1805 für den Kauf der Orgel des geschlossenen Benediktiner-Klosters in Neustadt am Main, für 2000 Gulden, entschied. Der Benediktinerpater und Komponist Peregrin Pögl (1711–1788) nutzte die Orgel sicher für seine Kompositionen. Nicht belegt ist hingegen, dass Wolfgang Amadeus Mozart, trotz anderslautender Gerüchte, auf der Orgel gespielt hat. Nach Renovierungen wurde die Orgel 1880/81 von Balthasar Schlimbach vollständig neu disponiert. Hierbei wurde ein Großteil der alten Register beibehalten. Die letzten umfangreicheren Überholungen und Reparaturen wurden 1994 durchgeführt. Das Instrument hat 21 Register auf zwei Manualwerken und Pedalen. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.