Die Fotografinnen Nini und Carry Hess
Mit den Fotografinnen Nini und Carry Hess stellt das Museum Giersch der Goethe-Universität zwei herausragende Frankfurter Künstlerinnen der Weimarer Republik vor. Die Ausstellung gibt mit rund 120 Originalfotografien und ergänzendem Archivmaterial erstmals einen Überblick über Biographie und Werk der Frankfurter Schwestern, deren Leben und Karriere von den Nationalsozialisten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft zerstört wurde. Den Schwerpunkt bilden Porträt- und Theaterfotografien; daneben werden Arbeiten aus dem Bereich der Tanz-, Akt-, Mode- und Architekturfotografie zu sehen sein. Das Schaffen von Nini und Carry Hess ist eine Wiederentdeckung wert!
Veranstaltungsdetails
Das Atelier Hess, seit 1913 in bester Lage am Rathenauplatz ansässig, war zunächst spezialisiert auf Porträtfotografien. Im Laufe der 1920er Jahre sollten dann zahlreiche Prominente wie Max Beckmann, Alfred Döblin, Paul Hindemith, Thomas und Katia Mann oder Mary Wigman zur Kundschaft der Fotografinnen zählen. Renommee weit über ihre Heimatstadt Frankfurt hinaus erlangten die beiden Frauen auch durch ihre Theater-, Architektur-, Mode- und Aktfotografien. Ihre in Zeitungen, Illustrierten und Büchern, als Autogrammkarten oder als Sammelbilder in Reklamealben vielfach publizierten Fotos prägten die populäre Bildpublizistik der 1920er Jahre entscheidend mit – insbesondere ihre beeindruckenden Aufnahmen moderner Frauen. Gut vernetzt, erfolgreich und selbständig verkörperten die beiden Fotografinnen selbst den Typus dieser unabhängigen und engagierten „Neuen Frau“ der Weimarer Republik. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurden Nini und Carry Hess Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. In der Reichspogromnacht 1938 zerstörten SATrupps ihr Atelier und vernichteten dessen gesamte Ausstattung und das Archiv. Nini Hess wurde in Auschwitz vermutlich 1943 ermordet. Ihre Schwester Carry, die nach Frankreich emigriert war, starb 1957 in Chur (Schweiz) nach einem entwürdigenden Kampf um finanzielle „Wiedergutmachung“, die ihr kurz zuvor gewährt worden war.